Weiterbildung Interreligiöser Dialogbegleiter

„Ein Meilenstein und Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in diesem Land“

Penzberg, 22. Juni. Bei der Abschlussfeier in der Penzberger Moschee erhalten 16 Teilnehmende ihre Abschlusszertifikate als interreligiöse Dialogbegleiter:innen. Über den Zeitraum von zwei Jahren haben sie im Rahmen einer berufsbegleitenden Zusatzausbildung gelernt, Begegnungen von Menschen mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund zu initiieren und zu gestalten.

Begegnung und Verständigung sind unverzichtbar für ein gelingendes Zusammenleben in einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft. Ein Verständnis für die jeweilige Prägung wird immer wichtiger für die Arbeit in Schulen, Krankenhäusern und Unternehmen. Denn häufig ist das Wissen um einander gering, Stereotype verstellen den Blick und führen zu Missverständnissen oder Konflikten wie zum Beispiel bei geplanten Moscheebauprojekten. Der Dialog der Religionen eröffnet hier neue Möglichkeiten, weil er unterschiedliche Menschen in Kontakt bringen und neues Vertrauen schaffen kann.

In zahlreichen Modulen konnten die überwiegend christlichen, sowie ein muslimischer und eine jüdische Teilnehmende aus ganz Deutschland ihr Verständnis der jeweils anderen Religionen vertiefen und eigene Standpunkte reflektieren. Dazu wurden eine Synagoge, eine Moschee und eine Kirche besucht, die Teilnehmenden erhielten Aufgaben wie zum Beispiel Kontakt zu einer Glaubensgemeinschaft aufzunehmen, die man noch nicht kannte. Außerdem wurden Instrumente zum Umgang mit schwierigen Situationen im Dialog eingeübt. Dabei kam es zu manchen Aha-Erlebnissen. „Ich bin gar nicht so weltoffen, wie ich immer dachte,“ stellte die Religionslehrerin Svenja Frings vom Franz Sales Berufskolleg in Essen fest. Das sei für sie ein wichtiger Lerneffekt gewesen.

Die neu entwickelte Weiterbildung ist eine gemeinsame Initiative von Bildungseinrichtungen mit katholischem, evangelischem, muslimischem und jüdischem Hintergrund. Sie wurde zum zweiten Mal erfolgreich durchgeführt. Koordiniert wird der Kurs vom Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit in Josefstal, Schliersee. Dozent:innen aus allen drei Religionen haben die Weiterbildung betreut. „Durch diese große Vielfalt an Dozent: innen konnte ich mich aus erster Hand über andere Religionen informieren,“ sagt Svenja Frings. Allein dafür habe sich schon die weite Anreise gelohnt.

„Es ist wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagte Imam Benjamin Idriz von der Islamischen Gemeinde in Penzberg und Vorsitzender der Münchener Forums für Islam e.V. bei der Abschlussveranstaltung, „mit Nachbarn und Freunden zu reden, damit Vorurteile verschwinden, die immer wieder da sind.“ Die Weiterbildung sei ein „Meilenstein, ein Beitrag für das friedliche Zusammenleben in unserem Land.“ Das Format könne auch Vorbild für muslimische Länder sein.

Mit den interreligiösen Dialogbegleiter:innen entstehe ein Netz von Menschen in ganz Deutschland, die für Verständigung zwischen den Religionen eintreten, betonte Eva Haller, Präsidentin der jüdischen Europäischen Janusz Korczak Akademie, „ohne dieses friedliche Miteinander können wir die vielen Krisen in der Welt nicht bewältigen.“

Allerdings sind die christlichen Teilnehmenden deutlich in der Mehrheit. „Wir möchten muslimische und jüdische Interessierte ermutigen, an der Weiterbildung teilzunehmen“, sagt Roger Schmidt vom Studienzentrum Josefstal. Zielgruppe der Weiterbildung sind Lehrkräfte, Mitarbeitende in Jugend- und Sozialarbeit, Angestellte im Gesundheitswesen sowie Interessierte aller Religionen, Weltanschauungen und Kulturen.

Kontakt: Roger Schmidt, Tel.: 0151 70 85 82 46.